Kandinsky und die Musik

Kandinsky und die Musik

  • Vassily Kandinsky, Composition 8: gemeinfrei, WikiCommons
  • Home > Magazin > 09. Januar 2025 > Kandinsky und die Musik
09. Januar 2025

Kandinsky und die Musik

Im frühen 20. Jahrhundert durchlief die Malerei eine revolutionäre Veränderung: Künstler strebten danach, nicht mehr das Sichtbare abzubilden, sondern eine neue Bildsprache zu entwickeln. Diese konzentrierte sich auf das Zusammenspiel von Farben, Linien und Flächen als Elemente einer universellen Sprache, die die moderne Welt reflektiert und über nationale Grenzen hinausgeht.

Geometrische Abstraktion

Die geometrische Abstraktion in der Malerei wies einige charakteristische Merkmale auf. Künstler verwendeten einfache geometrische Figuren wie Quadrate, Rechtecke, Kreise und Ellipsen. Die Werke waren oft ordentlich und symmetrisch gestaltet, mit klar erkennbaren Linien. Viele Künstler nutzten Primärfarben und vermieden eine Vielzahl von Farbtönen, um die visuelle Klarheit zu bewahren. Die Bilder verzichteten vollständig auf gegenständliche Darstellungen und konzentrierten sich auf das Zusammenspiel von Farben und Formen.

  • Vassily Kandinsky / Foto: Adolf Enain, gemeinfrei, WikiCommons

Vassily Kandinsky

Eine Schlüsselfigur dieser Kunstrichtung war der russisch-französischer Maler und Kunsttheoretiker Vassily Kandinsky. Mit seinem Werk »Punkt und Linie zu Fläche« legte er die theoretischen Grundlagen dafür. Kandinsky und seine Zeitgenossen ließen sich von den fortschrittlichen Technologien und Theorien ihrer Zeit inspirieren, einschließlich der Konzepte der vierten Dimension und des Raum-Zeit-Kontinuums. Durch Bilder mit geometrischen Formen, die in einem undefinierten Raum schweben, strebten sie danach, kosmische Themen und höhere spirituelle Ebenen darzustellen.

Kandinsky und die Musik

Kandinsky war der Überzeugung, dass Kunst und Musik eng miteinander verbunden sind und beide eine tiefere, spirituelle Ebene ansprechen können. Viele seiner Werke tragen musikalische Titel wie »Komposition«, »Improvisation« und »Fugue«, was seine Auffassung widerspiegelt, dass Malerei wie Musik eine abstrakte Kunstform ist, die Emotionen und Stimmungen ausdrücken kann. Es wird vermutet, dass Kandinsky eine Form der Synästhesie hatte, bei der er Farben hören und Klänge sehen konnte. Diese Fähigkeit beeinflusste seine Kunst stark, da er versuchte, die visuelle Darstellung von Musik in seinen Gemälden zu erfassen.

  • Arnold Schönberg, Selbstporträt, Foto aus der Ausstellung Kandinsky, 1900-1940, Palazzo Roverella, Rovigo: gemeinfrei, WikiCommons

Freundschaft mit Arnold Schönberg

Kandinsky war eng mit dem Komponisten Arnold Schönberg befreundet und ihre Zusammenarbeit beeinflusste beide Künstler. Schönbergs atonale Musik und Kandinskys abstrakte Malerei teilen eine ähnliche Herangehensweise an die Auflösung traditioneller Strukturen und die Schaffung neuer Ausdrucksformen. Kandinsky und Schönberg begegneten sich erstmals im Januar 1911 bei einem Konzert in München, bei dem Schönbergs Streichquartett Nr. 2 und drei Klavierstücke aufgeführt wurden. Kandinsky war tief beeindruckt von Schönbergs Musik und erkannte Parallelen zu seiner eigenen Suche nach einer neuen, abstrakten Bildsprache. In einem Brief an Schönberg schrieb Kandinsky, dass dessen Musik genau das sei, was er in seiner Malerei zu erreichen versuche. Diese erste Begegnung führte zu einer gegenseitigen Inspiration, die beide Künstler nachhaltig beeinflusste. Kandinsky illustrierte einige von Schönbergs Kompositionen, während Schönberg Musik schuf, die von Kandinskys Gemälden inspiriert war. Ihre Zusammenarbeit verdeutlicht die enge Verbindung zwischen verschiedenen Kunstformen und zeigt, wie Musik und Malerei sich gegenseitig bereichern können.

Copyright

ADAC