Reiseleiter Olaf Riebe
Reiseleiter Olaf Riebe
Dem Diplom-Geograph Olaf Riebe ist schon als Schüler bewusst geworden, dass sich bei der Frage der Berufswahl eine stationäre und sitzende Tätigkeit ausschließen würde. Bereits während seines Studiums der Forstwissenschaften entwickelte er eine »Liebe zum Draußen«.
1998 machte Olaf Riebe sich selbständig und gründete ANSICHTSSACHEN:Stadtführungen in Berlin. Seit 2012 ist er zudem für das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung tätig, seit 2023 für die Gedenkstätte Berliner Mauer. Außerdem ist Olaf Riebe seit einigen Jahren fester Bestandteil der ADAC »Reisen für Musikfreunde« - Reisen nach Berlin, wo er als engagierter Reiseleiter und Stadtführer fungiert.
Lieber Herr Riebe, auf Ihrer Website benutzen Sie selbstbeschreibend das Wort »Stadtbilderklärer«, welches ich zuvor noch nicht kannte. Was verbirgt sich hinter diesem Wort?
Bei meinen Tätigkeiten kommt - natürlich besonders in Berlin - immer wieder das Ost-West-Thema auf. Woran erkenne ich im Stadtbild, ob ich mich im ehemaligen Ost- oder Westteil der Stadt bewege? Manchmal kann man auch am Gebrauch bestimmter Begriffe die sprachliche Sozialisation herleiten. Der Stadtbilderklärer des Ostens entspricht dem Stadtführer des Westens.
Sie begleiten regelmäßig unsere Gruppenreisen in Berlin. Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an der Stadt?
Der Kunstkritiker Karl Scheffler schrieb schon 1910, Berlin sei »dazu verdammt, immerfort zu werden und niemals zu sein«. Vielleicht ist es dieses Unfertige, was viele Menschen anzieht. Spätestens in den letzten 10 Jahren nähert sich Berlin einer gewissen Normalität anderer Städte, ist aber vom Erreichen noch weit entfernt. Dazu kommt dieses West-Ost, das Kiezige neben dem Urbanen, das Provinzielle neben der Hochkultur, das Dorf neben der Hauptstadt. Das Eintauchen in unterschiedlichste Lebenswelten und -entwürfe, aber auch das unkomplizierte Erreichen von Seen und Wäldern mit dem hervorragenden Nahverkehrsnetz - sogar einige Fähren verkehren öffentlich. Deshalb meine Liebe zu dieser Stadt. Und für die möchte ich meine Gäste begeistern.
Ihre Agentur »ANSICHTSSACHEN:Stadtführungen« bietet speziell zusammengestellte Stadtführungen und -rundfahrten an. Welches sind die Highlights Berlins, die vielleicht nicht jeder kennt?
Zum einen biete ich als Touren scheinbar bekannte Themen an, die wiederum berlinspezifisch sind, wie z.B. die Mauer, die ehemalige Stalinallee oder auch der Reichstag. Doch wussten Sie, dass im Reichstagsgebäude Kinder geboren wurden? Also scheinbar bekannte Orte mit garantiert unbekannten Geschichten zu füllen, ist meine Herausforderung. Darüber hinaus gibt es aber auch Rundfahrten mit spezifischeren Thematiken, wie "Hufeisen, Papageien, Tuschkasten" - Siedlungen der 20er Jahre. Oder können Sie sich etwas vorstellen unter einem Tourentitel wie "Garagenpalast, Großbelastungskörper, Schrotkugelturm" - das kennen Sie von Berlin bestimmt nicht!?
Was möchten Sie den Gästen auf so einer Reise mitgeben? Was macht für Sie eine erfolgreich durchgeführte Reise aus?
Die mir anvertrauten Gäste sollen das Gefühl haben, sich mit jeder Frage und jedem Wunsch an mich wenden zu können. Sei es eine themenspezifische Frage auf einer Stadtführung, sei es ein Wunsch während einer Betreuung als Reiseleiter. Auf den Touren möchte ich meinen Gästen ein Gefühl für die Stadt vermitteln und dafür sensibilisieren, auf Details zu achten und Zusammenhänge zu erkennen. Schließlich sieht man nur, was man weiß!
Eine Betreuung von Gästen über eine Stadttour hinaus ermöglicht natürlich ein besseres gegenseitiges Kennenlernen. Erfolgreich wird für mich eine Reise dann, wenn die Gäste nicht nur mit einer inneren Zufriedenheit den Weg nach Hause antreten, sondern eine gewisse Beseeltheit in sich tragen, über Berlin oder über das zusammengestellte Programm, und ich einen kleinen Teil dazu beitragen konnte.
Herzlichen Dank für das Gespräch!