Barockgeigerin Iris Maron

Barockgeigerin Iris Maron

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07. Februar 2025

Barockgeigerin Iris Maron

»Die Musik von Johann Sebastian Bach [ist] eine sicher lebenslange Inspiration für mich. Sie ist in ihrer Tiefe und Komplexität unerschöpflich und jedes Mal, wenn ich sie spiele oder höre, eröffnen sich mir weitere Dimensionen der Musik.«

Die renommierte Geigerin Iris Maron ist (Mit-)Begründerin verschiedener Barockensembles und hegt eine besondere Leidenschaft für die historische Aufführungspraxis des Früh-und Hochbarocks sowie der Klassik. In unserem Interview spricht Sie über die Besonderheiten barocker Kompositionen und die Lebendigkeit des gemeinsamen Musizierens.

Liebe Frau Maron, was hat Sie dazu inspiriert, sich auf die Barockvioline zu spezialisieren?

In meiner Kindheit und Jugend habe ich zunächst »moderne« Violine gespielt, also das Instrument, das wir heute aus den Sinfonieorchestern kennen. Während meines Studiums an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover bin ich dann durch eine Einspringmöglichkeit in einem Barockensemble der Hochschule, also durch einen veritablen Zufall, zum ersten Mal in Berührung gekommen mit der Barockvioline und es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick. Die Ausdrucksmöglichkeiten und die Beweglichkeit, die ich mit der Barockvioline habe, haben mich sofort begeistert.

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Können Sie uns etwas über Ihre Lieblingskompositionen des Barock erzählen und warum Ihnen diese besonders am Herzen liegen?

Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704) ist einer der Komponisten, mit dessen Musik ich mich in den letzten Jahren viel beschäftigt habe. Biber war einer der virtuosesten Geiger seiner Zeit und sowohl als Geiger als auch als Komponist unglaublich experimentierfreudig. Sein Mut und seine musikalische Fantasie faszinieren mich. Am bekanntesten ist sicher sein Zyklus der Rosenkranzsonaten für Violine und Basso continuo, in dem er für jede Sonate eine andere Saitenstimmung der Violine verwendet, um der Musik jeweils einen ganz eigenen Charakter zu geben. Darüber hinaus ist die Musik von Johann Sebastian Bach eine sicher lebenslange Inspiration für mich. Sie ist in ihrer Tiefe und Komplexität unerschöpflich und jedes Mal, wenn ich sie spiele oder höre, eröffnen sich mir weitere Dimensionen der Musik.

 

Wie bereiten Sie sich auf ein Konzert vor, insbesondere wenn es sich um historische Aufführungspraxis handelt?

Mir liegt es am Herzen, interessante Konzertprogramme zu recherchieren und sie zusammenzustellen. Am liebsten spiele ich aus Autografen, um genau analysieren zu können, was die Intention des Komponisten gewesen sein könnte. Und dann heißt es vor allem üben, üben und proben mit meinen Mitmusiker*innen!

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Welche Herausforderungen und Freuden erleben Sie bei der Zusammenarbeit mit verschiedenen Barockensembles?

Im Zusammenwirken mit unterschiedlichen Ensembles ist es immer spannend, eine gemeinsame musikalische Sprache zu entwickeln und einen gemeinsamen Klang zu finden. Das ist einerseits natürlich eine Herausforderung, am Ende ist es aber auch eine besondere Freude, wenn dies immer feiner und ausbalancierter gelingt. Außerdem ist es toll, in den verschiedenen Ensembles ganz unterschiedliche Musik spielen zu können. Wenn ich in einem Renaissance-Ensemble wie der Capella de la Torre Musik von Monteverdi musiziere, ist es etwas ganz anderes, als wenn ich mit dem von mir gegründeten Ensemble Concerto Ispirato eine Mozart-Sinfonie spiele. Gerade diese Abwechslung ist fantastisch und ich sehe sie als eine große Bereicherung! Unabhängig von der gespielten Musik entwickelt sich in einem Ensemble durch das gemeinsame Erleben der Musik über einen längeren Zeitraum wachsendes Vertrauen, so können meine Mitmusiker*innen und ich - beispielsweise in den gerade genannten Ensembles - musikalisch immer spontaner und freier aufeinander reagieren. Dieser Weg des sich aufeinander-Einschwingens ist sowohl in der Kammermusik als auch im Zusammenwirken im Orchester besonders spannend für mich.

 

Gibt es ein besonderes Konzert oder Aufführung, das Ihnen in Ihrer Karriere besonders in Erinnerung geblieben ist?

Die Premiere des Stücks »Atlas der abgelegenen Inseln – ein Stück für vier Schauspieler und vier Musiker« unter der Regie von Tom Luz am Schauspielhaus Hannover wird mir sicher lange in Erinnerung bleiben. Über Wochen hatten wir das Stück gemeinsam entwickelt, viel improvisiert und ausprobiert, verworfen, neu gedacht und zusammengesetzt. Und in der Premiere passte plötzlich alles zusammen – ein wunderbares Erlebnis! Überhaupt sind es diese Augenblicke in Konzerten, wenn ich spüre, dass der Moment gerade vollkommen stimmt. Das sind wunderbare Erlebnisse, die nicht planbar und wirklich nur live im Konzert zu haben sind!

Herzlichen Dank für das Gespräch!

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