Das »Goldene Zeitalter der Niederlande«, eine rund einhundert Jahre andauernde, wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit, fand im 17. Jahrhundert statt. Im Zuge des Aufstiegs der Niederlande zur weltweiten See- und Handelsmacht war Amsterdam zu einem der wichtigsten europäischen Handelsplätze avanciert. Zudem lockte die Religionsfreiheit verfolgte Protestanten, Juden und Hugenotten aus Spanien, Portugal und anderen Nationen ins Land. Es entwickelte sich eine kulturelle Vielfalt, die vielen niederländischen Künstlern neue Impulse gab; berühmte Gemälde wie »Mädchen mit dem Perlenohrring« von Vermeer oder »Nachtwache« von Rembrandt entstanden in dieser Zeit.

Im Gegensatz zu anderen Ländern, wo reiche Aristokraten die Förderer der Künste waren, widmeten sich in den Niederlanden wohlhabende Kaufleute und andere Patrizier dieser Aufgabe, denn die aufstrebende und groß aufgestellte Mittelschicht war für die ökonomische, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung des Landes mit ihrem erworbenen Reichtum die treibende Kraft. Das wachsende gesellschaftliche Ansehen von Offizieren, Handwerkern, Händlern und reichen Bauern weckte das Bedürfnis, ihren Status zur Schau zu stellen. Die Anfertigung von Portraits sollte den gesellschaftlichen Rang der eigenen Person darstellen; außerdem war der Wunsch nach Kunstbesitz auch in diesen Schichten groß und die Nachfrage nach weltlicher Malerei blühte auf wie nie zuvor.

Einer der bedeutendsten und bekanntesten niederländischen Künstler des 17. Jahrhunderts und damit des »Goldenen Zeitalters« ist Rembrandt van Rijn, der als Maler, Radierer und Zeichner tätig war und außerdem eine Ausbildungswerkstatt für aufstrebende Künstler betrieb. Sein Gesamtwerk umfasst Porträts, Landschaften sowie biblische und mythologische Themen;

Gemälde wie die »Nachtwache«, »Christus im Sturm auf dem See Genezareth« oder auch »Die Judenbraut« sind nur einige Beispiele einer Sammlung von hunderten von Gemälden und Radierungen sowie rund 1000 Zeichnungen.

Rembrandt verbrachte einige Zeit im sogenannten »Kloveniersdoelen«, einem Gebäudekomplex in Amsterdam, welches als Hauptquartier und Schießstand für die örtliche »Schutterij« (Schützengilde) diente, um dort die Offiziere und Schützen zu portraitieren. In der dritten Etage des Gebäudes entstand auch seine berühmte »Nachtwache«. Der Kloveniersdoelen war eines von drei Toren in Amsterdam; Mitte des 17. Jahrhunderts verlor die Miliz aber ihre praktische Verteidigungsfunktion, die Mitgliedschaft war nunmehr den reichen Bürgern Amsterdams vorbeihalten und als Ehrenamt zu betrachten. Der Kloveniersdoelen war Treffpunkt der gehobenen Mittelschicht für soziale Zusammenkünfte, die Stadtverwaltung nutzte das Gebäude für politische Empfänge und als »Gentleman's Residence« für angesehene Gäste der Stadt. So konnten Maria di Medici bei ihrem Besuch 1638 und Zar Peter der Große im Jahr 1697 vom Fenster des Kloveniersdoelen Feuerwerke auf der Amstel beobachten. 1882/1883 wurde der gesamte Gebäudekomplex abgerissen und durch das heutige Hotel Tivoli Doelen ersetzt, in welchem Teile der Mauern und die Fundamente der Tore erhalten geblieben sind. Eine Replik von Rembrandts »Nachtwache« hängt in der Rembrandt-Suite des Hotels, das originale Gemälde ist im »Rijksmuseum« zu bewundern.

Das Reichsmuseum, am »Museumplein« gelegen, verwahrt eine große Sammlung der Malerei u.a. aus dem »Goldenen Zeitalter«. Ca. 8000 Objekte niederländischer Kunstgeschichte, darunter Meisterwerke von Vermeer, Rembrandt und Van Gogh, ziehen die Besucher in ihren Bann. Die Sammlung umfasst neben der Malerei und Kunst der Niederlande auch Kunst aus den Kolonialgebieten. Die vielen weltbekannten Meisterwerke in der Sammlung haben das Rijksmuseum zu einem der berühmtesten Museen der Welt gemacht.